Weitzel fährt zu Bronze

WM-Medaille als Ergebnis der eigenen Überzeugung

Wenn man schon in Deutschland vier Tage vor der Abreise zum Zielwettkampf anfängt den eigenen Schlafrhythmus um 6 Stunden zu verschieben, um sich auf die Herausforderung einer Weltmeisterschaft in einer anderen Zeitzone einzustellen, nimmt man den Leistungssport Rudern wohl so richtig ernst.
Für Rudertalent Eva Weitzel, die für den Regattaverband Ems-Jade-Weser startet, ist das selbstverständlich. Fünf Wochen hatte sich die Oldenburgerin gemeinsam mit dem Frauen-Achter des Deutschen Ruderverbands in Rostock und Ratzeburg gezielt auf die U23 Weltmeisterschaft in St. Catharins/Canada vorbereitet.
Am Regattaort durfte die Mannschaft auf dem Campus der Brok University ein Flair ähnlich dem eines olympischen Dorfs erleben. Alle Nationen konnten in den studentischen Wohnanlagen gemeinsam untergebracht werden.

Schon mit der Veröffentlichung des Meldeergebnis schätzte der betreuende Bundestrainer Carsten Timm das Niveau der Konkurrenz hoch ein. So verlängerten u.a. gleich mehrere Starter*innen der Olympischen Spiele in Paris ihre Saison und meldeten auch für die U23 Weltmeisterschaft. Aber auch die deutsche Mannschaft gehörte nach den im Training erhobenen Werten zu den stärksten der letzten Jahre. Mit entsprechendem Anspruch ging die Mannschaft in den Vorlauf am Sonntag, konnte bei starkem Schiebewind und entsprechendem Wellengang ihre Leistung aber noch nicht vollständig abrufen.
Danach setzte das lange Warten auf den Hoffnungslauf ein, denn durch die gemeinsame Austragung der Weltmeisterschaften in der U19-, U23- und Offenen-Altersklasse, was nur in Olympischen Jahren der Fall ist, ergab sich eine ungewöhnlich lange Regattawoche. Dieser Zeitplan wurde zusätzlich aufgrund einer Sturmwarnung und entsprechender Sperrung der Regattastrecke am Montag nochmals um einen Tag nach hinten verschoben.

Die Wartezeit nutzte die Mannschaft um Weitzel für Zusatz-Training in den Sportanlagen der Brok University, welche höchstem internationalen Standard genügen. Überdachte Laufbahnen, große Hantelräume und sogar ein Indoor-Ruderbecken wurden zur Verfügung gestellt.

Im anschließenden Hoffnungslauf gelang es dann auch mit einem souveränen Sieg an die eigenen Erwartungshaltungen anzuknüpfen. Im Finale am Freitag entwickelte sich hinter dem Favorit Großbritannien eine dramatischer Kampf um die weiteren Platzierungen. Die deutsche Auswahl wechselte dabei regelmäßig mit der Konkurrenz aus den USA, Rumänien und Australien die Plätze. In einem packenden Endspurt sah es dann lange Zeit nach dem zweiten Platz aus. Am Ende lag dann aber doch das amerikanische Boot 3 zehntel Sekunden vor dem deutschen. Dennoch gingen die Hände schnell hoch in den Himmel und der Jubel der Mannschaft war auch an Land noch zu hören. „Das Rennen fühlte sich an, als ob man mit Vollgas durch einen Tunnel fährt. In einem solchen Feld eine Bronze-Medaille zu gewinnen und mit der Internationalen Spitze mit halten zu können ist ein unbeschreiblich tolles Gefühl“, so Weitzel.

von Steffen O.

Fotograf: Detlev Seyb (meinruderbild.de)

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