Herrenteich Regatta oder wie schaffe ich es, ohne Drehwurm durchzukommen

Wenn ich in Oldenburg bin und in der Nordwest Zeitung im Oldenburger Teil die Rubrik „Zahl des Tages“ entdecke, muss ich jetzt immer an unsere Regatta am Herrenteich in Reinfeld denken, denn diese hat auch eine interessante, wenn auch merkwürdige Zahl, die jeder Teilnehmer, der schon mal mitgemacht hat, nie vergessen wird: 33,3.

Für alle, die diese Regatta noch nicht kennen: Multipliziert man diese Zahl mit einer Streckenlänge von ca. 3 km (so viel beträgt ein Rundkurs auf dem Herrenteich) gibt das die Summe von 100 km, wie offiziell der Veranstalter dieser Regatta vorgibt. 100 km auf stehendem Gewässer und das über 33 Runden, muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, lässt sich aber gut bewerkstelligen, vor allem, wenn man so schnell wie möglich diese Entfernung hinter sich bringen will. Jedenfalls ist die Stimmung bei dieser Veranstaltung immer sehr ausgewogen, freundlich und familiär, mit anderen Worten: Das ist zu empfehlen!

Am Freitagnachmittag trudelten Hendrik und ich und weitere Mannschaften nach und nach in Reinfeld ein und wurden vom Organisator, Thomas Haarhoff herzlich empfangen. Auch wenn Reinfeld etwas abseits von den Ballungszentren wie Hamburg oder Lübeck liegt, ich bin immer wieder erstaunt, wie viel bekannte Gesichter aus dem Ruder-Breitensport sich an diesem Ort begegnen.

Doe Oldenburger Boote warten auf ihren Einsatz

Kurz darauf kamen die Oldenburger mit den Wirsma Booten Watjes und Panta Rhei an und wir konnten die Boote für den morgigen Tag soweit vorbereiten.

Der ORVO und viele Renngemeinschaften

Insgesamt nahmen sechs Mannschaften an dem Rennen teil. Es gab 4 Renngemeinschaften, eine Mannschaft von der Uni Kiel (mit ihrem geilen violetten Boot) und eine Mannschaft vom ORVO mit Petra Sulies, Sabine Aukamp und Christian Morische. Von den sechs Bootsmannschaften ruderten  drei Mannschaften die Regatta als Elefanten-Mannschaften, d.h. ohne anzulegen und Ruderer auszutauschen. Die anderen Teilnehmer fuhren dies als Staffel und wechselten ab und zu ihre Teilnehmer am Steg gegen frische Leute aus. Meine Mannschaft, die Renngemeinschaft ORVO (eine dieser Elefanten), das sind Stefan Verhoeven (Clever RC), Hendrik Nagel (Wasserfreunde Hemoor) und ich vom KCfW Köln, waren hochmotiviert und freuten uns auf den morgigen Tag.

Am Abend gab es für alle Teilnehmer ein reichhaltiges Nudelessen mit Bolognese und Getränken. Gestärkt fielen wir sehr früh in unsere Schlafsäcke,  denn der Start sollte schon um 7 Uhr erfolgen.

Am nächsten Morgen gab es gegen sechs Uhr Frühstück, wobei Stefan und ich es uns nicht nehmen ließen, die kalten Nudeln vom Vortag aufzuessen, was dazu führte, dass wir beide einen großen Tisch für uns allein hatten und die anderen sich alle an einen anderen Tisch drängten, weil sie uns beim Essen nicht zusehen wollten (oder auch nicht konnten). Um halb sieben kam dann der NDR mit Kamera und Mikrofon und führte mit uns vor dem Steg, im Rahmen einer PR Kampagne für den Breitensport Rudern, ein kurzes Interview. Von Selbstkasteiung sprach der Reporter und fragte bei einigen Teilnehmern nach, warum sie sich denn die 33 Runden auf dem Herrenteich antun würden. Pünktlich ging der Start des ersten Bootes mit der ORVO Mannschaft los, in Abstand von einer Minute folgten wir dann mit unserer Panta Rhei. Mannschaften nach uns  wurden dann im Minutentakt auf die Strecke geschickt. Schon die ersten Ruderschläge waren bei uns derart druckvoll, so dass man meinen könnte, wir wären schon auf der Zielgeraden. Mit ruhigen aber kräftigen Schlägen konnten wir uns nach kurzer Zeit an die Spitze setzen und diese bis zum Ende des Rennens auch halten. Anfangs profitierten wir von den Energiereserven der Nudeln, später halfen uns Iso-Drinks, Bananen und Schokolade, dass immer noch genug Power vorhanden war. Hat man sich auch mal verausgabt, konnte man sich bei einer Steuerpause wieder erholen (und die Gegend genießen, man entdeckte immer wieder ein neues Detail am Ufer). Der Vorteil beim Runden-Rudern war, dass man immer die gegnerischen Boote gut im Auge behalten konnte und beim Näherkommen eines Verfolgers entsprechend reagieren konnte.

Während ich die zwölfte Runde steuerte, beschlossen meine Mitruderer diese Runde mit einer Zeit von 12:45 min zu der schnellsten Runde zu erklären.  Stefan und Hendrik preschten die Skulls durchs Wasser und sorgten dafür, dass während dieser Rundenlänge das GPS kaum unter 12 km/h fiel, was für eine tolle Leistung.

Das Wetter spielte gottseidank gut mit; die Sonne ließ sich erst zum Nachmittag blicken, aber anfangs unter einer dichten Wolkendecke zu rudern mit auffrischendem Wind ist doch angenehmer als bei zu warmen Temperaturen. Nach gut zweidrittel der Strecke stellten wir die Skulls mit den Aufsteck-Manschetten etwas weicher ein und reduzierten die Ruder- und Steuerphasen. Wenn man allmählich längere Arme bekommt, ist ein häufigerer Wechsel für alle Beteiligten angenehmer, was aber nicht bedeutete, dass wir unsere Geschwindigkeit drosselten. Schließlich wurde auf den letzten Kilometern und besonders in der letzten Runde nochmal alles rausgeholt, so dass wir mit einer Zeit von insgesamt 8:27:45 h den Gesamtsieg und auch gleichzeitig einen neuen Rekord in der Elefantenwertung aufgestellt hatten.

Das Siegerboot: Goldener Karpfen mit Uli Westendorf, Stefan Verhoeven und Hendrik Nagel (alle externe ORVO)

Die durchschnittliche Rundenzeit betrug 15:16 min, die Geschwindigkeit war etwa bei 11,82 km/h (6,38 kn). Ich hoffe, den Karpfen hat es genauso viel Spaß gemacht, wie uns.

Auf Platz zwei der Elefantenklasse kam die Staffel-Mannschaft ORVO in einer beachtlichen Zeit von 9:30:55 h durchs Ziel, schnellste Runde mit 15:30 min und eine durchschnittliche Rundenzeit von 17:10 min also eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 10,51 km/h (5,67 kn), gut gemacht ORVO.

Platz drei ging an die Renngemeinschaft Richtershorner RV / Alania Hamburg in einer Zeit von 9:58:15 h. Unglaublich ist deren schnellste Runde gewesen mit 12:45 min, die gleiche Zeit, die wir auch gefahren sind, eine superstarke Leistung.

In der Staffelwertung gab es folgende Platzierungen:

Platz eins die Uni Kiel in einer Zeit von 9:28:30 h mit sieben Teammitgliedern und Handikap 4 min.

Schnellste Runde mit 14:29 min, durchschnittliche Rundenzeit 16:59 min, durchschnittliche Geschwindigkeit 10,55 km/h (5,70 kn).

Platz zwei die Reinfelder Rudergemeinschaft in einer Zeit von 9:52:14 h mit 15 Teammitgliedern und Handikap 20 min. Schnellste Runde 13:55 min, durchschn. Rundenzeit 17:11 min, durchschn. Geschwindigkeit 10,13 km/h (5,47 kn).

Platz drei die Renngemeinschaft SHRV / ORVO / RV Nord harz / LRG in einer Zeit von 10:02:14 h, bestehend aus fünf Teammitgliedern, Handikap 0 min. Schnellste Runde 15:10 min, durchschn. Rundenzeit 18:08 min, durchschn. Geschwindigkeit 9,96 km/h (5,38 kn). Hier sei auch nochmal an Gundas tollen Einsatz hingewiesen.

Hoffentlich kann die neue Rudersaison so weitergehen, wie es jetzt schon mal auf dem Herrenteich angefangen hat.

Das leckerste Chill in Schleswig Holstein

Nachdem wir geduscht, Boote wieder verladen hatten und ein leckeres Chili Con Carne serviert bekamen, konnten wir mit Hochstimmung die Heimreise antreten.

An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Organisation von der Reinfelder Rudergemeinschaft, an die tolle Verpflegung mit Getränken, Brötchen, Nudeln, Kuchen und Chili Con Carne und natürlich an Christian Morische und Gunda Oest, die sich bereiterklärt hatten, den Hänger Transport durchzuführen. Allen weiteren Helfern, die mitgewirkt haben, sei ebenfalls gedankt. Ohne diese Hilfsbereitschaft kann es keine Herrenteich- und sonstige Regatten geben.

Nachzutragen bleibt noch, dass es zu dem NDR-Bericht einen Link auf der Seite des Schleswig holsteinischen Landesverbandes gibt, den man herunterladen kann. Viel Spaß beim Schauen.

gez.

Uli Westendorf

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