Wer viel reist, so dass nicht immer genügend Zeit zum Rudern bleibt, sei hiermit ermutigt:
Einen Aufenthalt in Kalifornien wollte ich gern mit meinem Hobby verbinden. So verschickte ich E-Mail-Anfragen zwecks Mitrudergelegenheit. Antworten kamen umgehend aus Monterey (Pazifikküste) und aus Redwood City (San Francisco Bay). Coastal Rowing hatte mich schon lange gereizt, also ab nach Monterey!
Dort checkte ich nach 22-stündiger Anreise todmüde im typisch amerikanischen Motel ein, schlief tief und fest und schmiss mich früh morgens zum Frühstück in mein ORVO-Shirt. Gegen 7:30 – kein Problem dank Jetlag – lief ich zum Steg in den Yachthafen, wo ich meinen Ansprechpartner Rick traf.
Die Ruderabteilung des Monterey Peninsula Yacht Club (MPYC) ist noch recht neu und umfasst bisher ca. 15 Ruderer. Gerudert wird auf der Monterey Bay am Pazifik. Ein Coastal-Doppelzweier (Euro Diffusion’s) wurde auf das Wasser gelassen. Das Wetter war mild und die Sonne kam gerade heraus. Ein herrlich belebender Start in den Tag!
Kelp am Skull
Rick, gebürtig von der Ostküste, hatte im Silicon Valley und auf der ganzen Welt gearbeitet und für sich und seine Familie irgendwann Monterey als besten Ort zum Leben (und Rudern!) ausgeguckt. Er schlug mit mir die Sightseeing-Runde entlang des gemütlichen 28.000-Einwohner-Städtchens ein. Die Ausfahrt aus dem Yachthafen wurde von der Geräuschkulisse eines Nebelhorns und hunderter kalifornischer Seelöwen begleitet, von denen mehrmals eine Truppe neugierig und planschend an uns vorbeischwamm. Etwas weiter draußen waren Wälder riesigen Seetangs (Kelp) im grün-blauen Pazifikwasser zu bestaunen. Wir wiederum wurden aus sicherer Entfernung von rückenschwimmenden Seeottern beäugt, die sich den Bauch kraulten. Am Ende dieser Tour tauschte ich ein ORVO-Fähnchen gegen eine Schirmmütze des Clubs ein.
Landerkundung Point Pinos Lighthouse Landerkundung Lone Cypress Rudern mit Gerard
Nach einer Land-Erkundung entlang der schönen Küstenroute des Highway 1 Richtung Süden gab es nochmals Gelegenheit zu rudern: Dieses Mal mit Kunstlehrer Gerard weiter hinaus in die andere Richtung, wo sich riesige Dünen auftürmten. Gerard war sehr gesellig und im Plaudermodus, und die Wellen waren ruhig, aber ganz plötzlich gefühlt einige Meter hoch! Als sich die ersten großen Wellenberge in meinem Schlagfrau-Sichtfeld aufbauten, war das erst einmal sehr beeindruckend. Das Auf und Ab machte dann schnell großen Spaß.
Beide Rudertouren auf der Monterey Bay waren eine unvergessliche Erfahrung! Zudem ist Monterey aufgrund eines nahen Unterwasser-Canyons eine erstklassige Basis zum Wale beobachten. Da das per Ruderboot dieses Mal nicht gelang (Chancen „nur bei 20%“), nahm ich am Ende an einer Tour per Motorboot teil. Es gab Buckelwale, Rundkopfdelfine sowie zahlreiche seekranke Homo Sapiens zu sehen.
Golden Gate Bridge
Von der tiefen Nachmittagssonne und dem obligatorischen „If you’re going to Saaan Fraaaan-cis-cooo“ – Ohrwurm begleitet, folgte ich später wieder dem kurvigen Highway 1, gen Norden in eben diese Stadt. Nach einem Tag Sightseeing ging es von dort weiter nach Sausalito, dem ersten Ort hinter der Golden Gate Bridge. Der dortige Ruder-Club war Anlass genug, einmal über die berühmte rote Hängebrücke zu fahren!
Im „Open Water Rowing Center“ kurze Bootshaus-Führung: Rennboote, Coastal-Boote (LiteBoats), alles da und gegen eine Gebühr von 35 USD/h pro Boot nutzbar. Meistens rudert man in der geschützten Richardson Bay. Auch Touren zur Golden Gate Bridge und nach Alcatraz seien bei guten Bedingungen machbar. – Gute Idee für das nächste Mal, vielleicht mit einer kleinen ORVO-Expeditionsgruppe…? Kontakte zu den drei Vereinen sind geknüpft.
Text und Bilder: Birte Stadtlander