Genfer See Regatta 2023 – BCGE Tour du Léman à l’Aviron 51è Editionx

Am Wochenende des 22.-24. September 2023 fand die 51. Tour du Léman statt – die Genfer See Regatta. Sie wird seit 1972 von der Société Nautique de Genève (SNG) ausgerichtet, von der BCGE gesponsort und ist mit einer Länge von 160 km die längste Ruderregatta auf stehendem Gewässer. Sie ist der jährliche krönende Höhepunkt der Regatta-Saison der internationalen Langstrecken-Ruderer. In diesem Jahr waren 18 Crews aus der Schweiz, Frankreich, Italien, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland vertreten.

160 km sind viel. Einmal Dörpen und zurück, dann noch mal zum Barneführer Holz und zurück – und dann fehlen einem immer noch ein paar Kilometer.

Vom ORVO starteten in diesem Jahr zwei Boote: „Les Soixantes“ mit Klaus Wulff, Ulf Rosenfeld, den Bremern Martin Kühn und Jens-Thilo Pfeiffer, sowie unserem niederländischen Kollegen Fred Boelens in der Weinkes, und das Team „Eye of the (See) Tiger“ mit Thomas Judaschke, Frank Jäger, Frederike Nitschke, Caroline Hettwer und Hendrik Warntjes im Seetiger. Während Klaus, Frank und Thomas schon etliche Male teilgenommen (und gewonnen) haben, war es das erste Mal für Frederike, Caroline, Fred und Hendrik.

Wir reisten am Donnerstag mit unseren Booten an. Am Freitag wurden die Boote präpariert und letzte Vorbereitungen getroffen. Die Vorbereitung ist nicht nur das Training, auch die Bootseinstellung und -ausstattung gehört dazu. Sehr viele der Crews haben maßgefertigte Boote, zum Teil in Privatbesitz. Man muss an Bord haben, was man während der Regatta braucht – es gibt keine Hilfe oder Versorgung auf der 160 km Strecke. Am Freitagabend fand dann das Briefing der Regattastrecke statt und die Wetterlage wurde besprochen. Es war bereits abzusehen, dass am Samstagabend mit dem „Joran“, dem berüchtigte Nord-West-Wind, auf der Bucht zwischen Lausanne/Rivaz und Evian zu rechnen war, der Wellen bis zu 1 m verursacht. Während zu diesem Zeitpunkt die Top-Crews dieses Gebiet schon passiert haben würden, muss dennoch die Sicherheit aller Boote gewährleistet werden. Alternativen waren die Strecke zu verkürzen oder auf die Rhône zu verlegen. Eine finale Entscheidung wurde auf den Samstagmorgen vertagt. Es folgte der offizielle Cocktail-Empfang der Athleten im Club der SNG.

Am Samstag wurden ab 06:45 die Boote zu Wasser gelassen. Die Regattaleitung hatte entschieden, die Regatta erst einmal auf dem Genfer See zu starten, alle Optionen offen zu lassen und das Wetter weiter zu beobachten. Um 08:00 fiel der Startschuss. Die erste Boje war in der Genfer Bucht, im Schatten der Fontäne, die umrundet werden musste. Danach entlang der Küste, zur nächsten Boje nach Versoix, während die Sonne aufgeht. Schon am Anfang ist entscheidend, ob und wie im Boot gewechselt wird, denn jeder Wechsel kostet Zeit – wenn auch nur Sekunden. Angenommen ein Wechsel dauert 1 Minute, dann ist das eine halbe Stunde verlorene Zeit auf der Gesamtstrecke.

Im Seetiger laufen die ersten 32 km bis Rolle gut. Ab hier trennt sich das Feld – einige Boote fallen zurück. Auch wir haben mit Kabbelwasser und Strömungen in die eine Richtung und Wind aus der anderen Richtung zu kämpfen und unser Split wird merklich schlechter. Wir kämpfen uns bis Morges und Lausanne vor. Hier sind ein paar andere Boote schon deutlich voraus. Gegen 13:30 dann die Nachreicht aus einer der Yachten, die uns zur Sicherheit beschatten: Die Strecke wird verkürzt, und bei Rivaz wird umgekehrt. Der „Joran“, der unberechenbare thermische Fallwind, wird das Wasser Richtung Evian drücken und die Südküste dort unpassierbar machen. Sicherheit hat Vorrang und alle Boote sollen die gleiche Strecke fahren, also das Teilnehmerfeld soll nicht zwischen Nord- und Süd-Ufer getrennt werden. Also wird die Gesamtstrecke von 160 km auf 140 km verkürzt. Zu diesem Zeitpunkt sind es noch ca. 10 km bis zum Wendepunkt in Rivaz. Wir sind nicht das erste Boot, die führenden Boote kommen uns vor dem Wendepunkt entgegen. Der Vorsprung ist deutlich – mehrere Kilometer – aber als Mixed-Boot mit 3 Novizen schlagen wir uns gut. Nach dem Wendepunkt dreht sich das Blatt. Wir fahren an den Crews vorbei, die sich hinter uns befinden. Ein kurzer Schauer vor Morges und danach beruhigt sich auch das Wasser. Bei Kilometer 95 haben wir wieder unseren Flow gefunden, das Wasser ist auch merklich ruhiger und mit 28er Schlag geht es flüssig zurück. Jetzt gilt es, die Geschwindigkeit auch noch auf den letzten 40 km zu halten, was uns gut gelingt. Die letzte Boje wurde entfernt, so dass wir die Ziellinie direkt anpeilen können. In der Dämmerung erreichen wie die Mole und werden vom Zielsignal erlöst. Einmal angelegt werden die Boote von vielen helfenden Händen aus dem Wasser geholt, es gibt Champagner für die Sieger und jeder hat sich eine Massage verdient.

Letztendlich wird das Team „Eye oft he (See)Tiger“ Zweiter in der Mixed-Kategorie, mit einer Zeit von 12:01:49. „Les Soixantes“ erreichen nach 15:42:42 das Ziel.

Am Sonntag ist die Siegerehrung und gemeinsames Lunch im noblen Club der SNG. Viel Verständnis und Applaus gab es für die Entscheidung, das Rennen zu verkürzen und damit allen Booten zu ermöglichen, dieselbe Strecke zu fahren.

Das Event war fantastisch organisiert – ein großer Dank an Stéphane Trachsler und sein Team von der SNG, an den Sponsor BCGE, sowie an die Ruderer des Oldenburger Rudervereins (ORVO) für Material, Logistik und Unterstützung vor und nach der Regatta. Insbesondere unsere „Groupies“ Annerose, Petra und Kerstin gilt unser Dank, die uns begleitet und versorgt haben. Wir freuen uns auf das nächste Jahr – die Vorbereitung beginnt jetzt.

Text: Hendrik

 

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