Mitte August kurz vor dem Stadtfest in Oldenburg bei einem weiteren Rekordniedrigwasserstand und einem rekordverdächtig heißen Sommerwetter machten wir endlich wieder eine längere Wanderfahrt auf dem Rhein. Mit dem Team-Nordwest-Bus voller Gepäck und neun Orvianern mit mehr oder wenig fortgeschrittenem Alter und individuell besonderen Ruderfertigkeiten machten wir uns mitten in der Woche morgens um 6 Uhr auf nach Rastatt. Je weiter wir mit dem Bus nach Süden kamen, desto mehr hatten wir das Gefühl in Oberitalien zu sein: Ein Drittel der Bäume hatte bereits braune Herbstfärbung. Auch das Grünland oder der Rasen glich zum Teil eher einer Steppe und der Mais war dort für Oldenburger Verhältnisse jämmerlich klein! Da zwei Rudieschen mit dem Zug fuhren, konnten wir mit nur einem Landdienst auskommen (2 Boote à 5 Ruder*innen plus eine Person Landdienst für den Bus mit Hänger).
Unterhalb (nördlich) von Rastatt ist der Rhein nicht mehr aufgestaut, so dass wir bei dem örtlichen Ruderverein im „Goldkanal“ einsetzen konnten. Wir hatten Glück: Wolken und wenig Binnenschiff-Verkehr bescherten uns eine ruhige Fahrt durch liebliche Landschaften bei nicht zu heißem Wetter.
Langsam kam die Erinnerung aus der Vor-Corona-Zeit zurück: Bei hohen Wellen von Binnenschiffen parallel steuern sowie bei Bedarf mit Ruder halt und seitlich lehnen sowie Blätter auf dem Wasser lassen die Wellen annehmen. Auf dem Rhein fahren die Binnenschiffe entsprechend dem Stromstrich (dort ist es tief und das Wasser fließt schnell) auch mal auf der falschen Seite und setzen dafür eine mehr oder weniger sichtbare blaue Tafel mit blinkender Lampe! Bei Unsicherheiten wurden Lage von Untiefen sowie die wahrscheinliche Bewegungen der „Berg- und Talfahrer“ (Binnenschiffe) von der Mannschaft im Ruderboot diskutiert und das gemeinsame Vorgehen beschlossen. Klausas, der alte Hase, kannte jede Kurve und Querströmung im Rheintal, so dass wir sicher durch das Binger Loch und die Loreley kamen. Vereinzelt wurde es auch mal brenzlig, zum Beispiel, wenn sich in der Mitte des Ruderbootes bisherige und neue Steuerleute im Vierfüßergang beim Wechseln treffen und dann diskutiert wurde, wer vor und wer zurück gehen sollte!!
Das Niedrigwasser bedingte wenige halbbeladene Schiffe, so dass wir meistens mit der nötigen Sommerleichtigkeit rudern konnten. In dem Kühkopf-Altarm musste wir dort, wo wir vor Jahren so durchrudern konnten, uns durch Algen, Pfeilkraut und Schwanenblume kämpfen, um zum Darmstädter Ruderverein zu kommen.
Kulinarisch begann der neue Tag in der Regel mit Heini‘s Kaffee und Sven’s Brötchen. Immer gab es neue Entdeckungen von der einfachen Imbissbude bis zum Pfälzer Weinlokal mit Wein von drei verschiedenen Weingütern. Auch das Stegbier wurde im Laufe der Tour mehr und mehr zur Tradition. Abends gingen wir häufig Essen und man kam schnell zu der Einsicht, dass bei viel Hunger eine Vorspeise sinnvoll ist, da Klaus auf jeden Fall eine nimmt und man sonst noch länger warten muss!!
Von Rastatt fuhren wir in fünf Tagen ca. 260 km über Germersheim, Mannheim, Darmstadt, Bingen bis nach Lahnstein.
Peter H.