Ein neues Seeabenteuer mit Coastalbooten

Nach dem grandiosen Sommer 2018 mit Umrundung von Rügen und Usedom war unser diesjähriges Ziel mit dem Coastal-Boot wieder die Ostsee, diesmal weiter nördlich im deutsch-dänischen Grenzgebiet um Als und der Flensburgfjord.

In diesem Jahr waren wir eine Gruppe von 8 Personen. Als Boote hatten wir den Kaiman (4x+), den Schatzoeker (1x) und den Zeerover (2x) aus den Niederlanden (RV Rhijnland) dabei. Thomas und ich sind Inhaber des Langtursstyrmandsret ( Langtoursteuermannskurs des dänischen Ruderverbandes). Das Seekartenmaterial hatte uns dankenswerterweise Klaus Wulff zur Verfügung gestellt!

Für den ersten Teil der Woche hatten wir eine Ferienwohnung auf der dänischen Insel Als gebucht mit Ausblick auf den Kleinen Belt.

An Himmelfahrt mußten wir alle noch andere Abenteuer bestehen, so daß es am Sonntag den 02.Juni los ging. Am ersten Tag waren wir zu fünft (Kai, Holger, Uwe, Thomas und ich) und hatten uns den Strand von Mommark in der Nähe unseres Ferienhauses für die Eröffnung der Wasserspiele ausgesucht. Mit dem 2er und dem 1er gewöhnten wir uns rasch an die Wellen. Am frühen Nachmittag gab es ein Eis im Hafen. Am Nachmittag kamen die niederländischen Freunde (Job, Lowie und Martin) mit dem Kaiman dazu. Dann konnten wir den Vierer an der Slipanlage i Hafen zu Wasser lassen und zum Strand rudern. Das Wetter war sonnig und leicht windig. Perfekt!

An den Abenden wurde abwechselnd und gemeinsam gekocht. Alles klappte sehr prima!

Die ersten Tage war das Wetter grandios schön! Endlich Sommer! Die Landdienste teilten sich auch nahezu selbständig ein und verpflegten die Mannschaft zu Mittag mit frischem Obst (Erdbeerzeit!) und brachten die geschmierten Brote mit.

Am Dienstag konnten wir dann von Mommark mit Pause in Tranerodde (Leuchtturm) um die Nordspitze von Als bis Dyvig zum Deutschen Ruderverein Norderharde rudern. Hier konnten wir die Boote sehr gut aus dem Wasser nehmen und am Ufer ablegen: 48km.

Mittwoch führte uns der Weg weiter über den Als Fjord ( leichte Brise) in den Sund nach Sønderborg . Hier machten wir Pause am Verein des DRV „Germania“. Dann die Stadtdurchruderung und hinüber ging es nach Kragesand bei traumhaftem Wetter. Wir sind sogar zur Erfrischung aus dem Zweier „Zeerover“ baden gewesen: 41km.

Donnerstag: endlich das richtige Wetter für die Coastal-Boote. Wir ruderten nach Flensburg und da Gewitter gemeldet waren, hatten wir uns für die Pause Harrislee ausgesucht mit Einkehrmöglichkeiten am Strand. Die Karten hatten wir sorgfältig studiert um ggf. jederzeit bei Eintreffen von Gewittern an Land zu können. Aber das Unwetter ( wie wir später hörten) zog etwas südlich an uns vorbei. Mittags konnten wir für Kaffee und Kuchen sogar draußen sitzen bleiben. Für den Rückweg hatte uns das Wetter den Wind hinterlassen: Schiebewind… Den konnten wir im Vierer fast genießen, aber für den Zweier kostete es jede Menge Energie mit jeder Welle das Boot neu zu stellen und zu wenden. Also wurde kurz entschlossen die Mannschaft gewechselt. Die Anlegestelle nördlich von Glücksburg hierfür war zwar eher suboptimal bei anlandigem Wind und kleinen Steinbuhnen aber dort war gerade keine andere Möglichkeit vorhanden und es gelang alles ohne Bootsschaden. Die „ausgeruhte Mannschaft“ bewältigte dann den Rest und hinter der Nordspitze bei Holnis bissen wir uns alle tapfer gegen den Wind voran, bis wir bei Kragesand die Boote wieder am Strand ablegen konnten: 62km.

Freitag: Heute hatten wir wieder strahlende Sonne und Flaute. Daher konnten wir die Sønderborgbucht galant queren. Bei Skovby gab es eine Mittagspause. Der Zweier war an diesem Tag phantastisch mit Job und seinem Ruder-Sohn (Schüler) Martin besetzt. Martin gehört zu den Menschen, die das Ruderfieber gepackt hat: Letztes Jahr im Sommer hat er sich pensioniert und suchte nach einem Sport für die zweite Lebenshälfte (60-12 Jahre Lebensalter!). Da fand er das Rudern und ist nun jede Woche 3-7 Mal auf dem Wasser. Die beiden fuhren uns im Zweier davon. Wir waren uns zeitweise nicht sicher, ob sie heimlich beschlossen hatten nach Ærø rüberzurudern. Aber irgendwie kamen sie dann doch wieder zu uns und wir ruderten am Nachmittag bis Fynshav weiter. Hier konnten wir die Boote wieder am Strand ablegen: 45km.

Das Ablegen der Boote hat übrigens immer prima geklappt. Kleinteile: Flagge, Rollsitze, Sitzkissen, Netztaschen haben wir abends mitgenommen. Danke an Jobs Frau, die die Taschen zur Aufbewahrung für die Trinkflaschen genäht hat, damit sie nicht über Bord spülen. Zum Teil lagerten wir die Boote auf den Bootsrollen, aber eine zweite Möglichkeit bestand darin, im Sand ein Loch für die Finne zu buddeln (Martin, Du Schlaufuchs!).

Samstag: Bereits die Windvorhersage ließ uns klar werden, daß es heute kein Kinderspiel werden würde, aber sonst hätte man ja auch gleich mit C-Booten in See stechen können. Außerdem stand der Umzug nach Apenrade an: Kai und Uwe stellten den Landdienst für den Transfer und Thomas ruderte heute den 1x: „Schatzoeker“. Auf der Ostseite lief es gut. Allerdings zog irgendwann eine große schwarze Wand auf und wir beschlossen, unsere Mittagspause beim Lavensby Camping zu machen. Hier leiteten uns die Camper gleich in den Aufenthaltsraum, weil sie sahen, daß wir vom Wind ganz gut durchgepustet waren. Doch sie hatten die „Rechnung ohne den Wirt“ gemacht, denn der kam hinterher und wies uns deutlich darauf hin, daß dieser Raum doch für „seine Campierer“ sei und nicht einfach so genutzt werden sollte. Wer draußen Sport machen wollte, sollte doch auch bitte draußen seine Pausen verbringen. Ein Cafe gäbe es auch nicht am Platz. Nach etwas Gesäusel ließ er uns für eine Tagesbesuchsgebühr unser Pausenbrot dann doch drinnen essen. Die Wolken zogen weiter und so auch wir. Auf der Nordseite traf uns der Wind dann deutlich hart. Mit dem Vierer kam ein tolles Wellengefühl auf. Aber Thomas biß sich zunächst tapfer mit dem Einer voran, mußte aber ca. 2km vor dem Fjord doch dem Wetter Respekt zollen. Jede Welle legte den Einer quer, er kam nicht mehr voran und drohte außerdem, in die offene See getrieben oder gar umgeschlagen zu werden. Also legten wir die Boote an den Strand und riefen den Landdienst an. Da uns trotz der Neoprenanzüge kalt war, liefen wir ihm entgegen. Wir befanden uns schließlich auf Wanderfahrt. Außerdem bestand unsere große Hoffnung, in Holm einen Gasthof zur Einkehr zu finden, aber leider gab es dort nichts… 29km. Einen schönen gemeinsamen Abend verlebten wir im Vereinshaus in Apenrade natürlich dennoch. Der Landdienst hatte ja eingekauft und verpflegte uns gut.

Am Sonntag hatten wir etwas weniger Wind und neue Kräfte. Uwe und ich setzten die Mannschaft in Holm am Strand ab und fuhren dann nach Apenrade zurück, um ihnen entgegen zu rudern. Einmal alle Boote zusammen auf dem Wasser. So war der Plan. Wir bekamen auch schon auf Höhe Sønderborg die Nachricht, daß sie den Fjord gemeinsam gequert hatten. Wir stachen also in Apenrade in See, ruderten ihnen am Kraftwerk auf der Südseite entgegen. Ich wunderte mich bereits, daß sie uns nicht entgegen kamen und kontrollierte das Handy auf Nachrichten. Meine Kilometeruhr und die Orientierung sagten mir, daß die nächste Landnase Varnæs hoved, die Einfahrt zum Fjord, sein müßte. Also machten wir kehrt. Sollte schon alles ok sein… Nach einigen Kilometern ließ es mir aber doch keine Ruhe und ich wollte die anderen beiden Boote wenigstens in Kenntnis setzen, wo wir seien. Da sah ich die Mitteilung, daß sie auf die Nordseite gequert hatten (wegen des Windes) und mittlerweile schon Apenrade erreicht hatten. Na priml! Kalte Mannschaft vor verschlossener Tür. Wir hatten den Schüssel dabei… Wir gaben Gas gegen den Wind. Uwe steuerte den wendigen Zweier großartig! Bei Querung der Bucht auf Höhe des Kraftwerkes dachte ich irgendwann: „So, jetzt noch 1km, 100 Schläge. Das soll es wohl sein.“ Ich zählte mit und genauch beim 100. Schlag sagte Uwe: „Halbe Kraft!“ Wir hatten das Ziel erreicht. Ein prima Ritt! Das Boot lief großartig. Und die anderen hatten gar nicht in der Kälte gestanden, sondern es waren Leute vom Verein vor Ort, die geöffnet hatten. Fast alle waren schon frisch geduscht und nahezu bester Laune, jedenfalls fast… Wir holten den Zweier an Land. Uwe ging später nochmal mit dem Einer aufs Wasser. So langsam reinigten und verluden wir die Boote und hatten einen wunderschönen letzten Abend im Windschatten des Rudervereins mit Abendsonne und grandiosem Pizzaservice von den holländischen Küchenmeistern.

DANKE MANNSCHAFT! ES WAR WUNDERBAR MIT EUCH!

FAZIT: Natürlich gibt es beim Rudern immer die Möglichkeiten des Wandersports und des Regattasports. Coastalboote sind nicht für eine Gepäckfahrt geeignet. Touren müssen geplant werden, der Landdienst muß instruiert sein, das Wetter muß vorher studiert werden, Kartenmaterial muß vorhanden sein. Aber unsere Art des Wanderruderns und Seeabenteuer mit Landdienst funktioniert phantastisch und ist für mich eine wundervolle Erholungsart im Ruderboot, diesmal, wie auch im vorigen Jahr, in für uns vollkommen unbekannter Gegend!

Text und Bilder: Kertin Markus

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